Die Anfänge des EAKJ

Nachdem Ende der 60er Jahre Hans-Dieter Walter mir die Idee unterbreitete, in Jülich einen Modelleisenbahnverein zu gründen, dauerte es doch noch einige Jahre, bevor wir uns 1975 mit den Eisenbahnfreunden Dr. Leo Becker und Martin Fitting zusammensetzen, um Überlegungen zur Gründung eines Vereins anzustellen. Aus den Überlegungen wurden bald Planungen, die am 17.05.1976 zur "inoffiziellen Grundsteinlegung" führten.

Der erste Vorstand stellte sich bald der Öffentlichkeit vor:

Von links nach rechts: Schriftführer Martin Fitting / 1. Vorsitzender Hans Dieter Walter /
2. Vorsitzender Dr. Leo Becker / Kassierer Manfred Sassenscheidt Foto: Heinz Hebel

Mit großartiger Unterstützung der Jülicher Presse, Schaufensterausstellungen in heimischen Geschäften, einer Fahrzeugausstellung (HO) in der Kreissparkasse und einer Plakataktion traten wir erstmals in die Öffentlichkeit und luden für den 06. September 1976 zu einer öffentlichen Versammlung in die ehemalige Bahnhofsgaststätte ein. Immerhin fanden 50 interessierte Hobbyeisenbahner den Weg zum Bahnhof.

Vitrinen in der KSK Jülich. Foto: I. Petersen

Nun konnte eine rasante Entwicklung des Eisenbahn-Amateur-Klubs beginnen. Da für eine Modellbahnanlage noch kein Raum zur Verfügung stand, fanden die montäglichen Treffen zunächst in der Bahnhofsgaststätte statt, wo nicht nur "gefachsimpelt" wurde. Zur damaligen Zeit - man erinnere sich - galt auch bei Modelleisenbahnartikeln noch die sogenannte Preisbindung. Bald konnten wir bei einigen Firmen Sammeleinkäufe unter dem Katalogpreis tätigen, so dass an manchem Montag vierstellige Beträge umgesetzt wurden.
Natürlich boten wir auch Besichtigungen beim großen Vorbild oder Firmen an. Zahlreiche Filmabende in der Aula des Staatlichen Gymnasiums in der Neußerstraße oder in der Berufsschule brachten vielen eisenbahninteressierten das große Vorbild näher, zumal uns die Filmstelle der damaligen Bundesbahn einen unerschöpflichen Vorrat an alten, aber auch an modernen Filmen zur Verfügung stellen konnte.
Am 03. Januar 1977 war es dann endlich soweit, dass wir die ersten Räume im Empfangsgebäude des ehemaligen Jülicher Bahnhofs beziehen konnten. Im damaligen "Logbuch" war dann der folgende Eintrag unseres 1. Vorsitzenden zu lesen:
Mit dem Datum 07. März 1977 wurden wir beim Amtsgericht Jülich als Verein eingetragen und durften nun im Namen den Zusatz "e.V." führen.

Nach einem Jahr "begutachten" der Kassierer und der 1. Vorsitzende den Baufortschritt

Schon bald hatten wir die "notwendigen Beziehungen" bei der Bundesbahn, um auch zu deren Bahnhofsfesten eingeladen zu werden. Unsere erste Teilnahme war am 23. und 24. April 1977 in Koblenz, als es galt, 75 Jahre Koblenz Hbf zu feiern. Wir konnten erstmals mit einer von uns veröffentlichten Broschüre an die Öffentlichkeit gehen und diese den interessierten Besuchern in Koblenz anbieten.

Im Laufe der Jahre wurden bekannterweise eine Anzahl von Schriften herausgegeben, von denen hier unbedingt erwähnt werden sollen:
  • Chronik des AW Jülich
  • Chronik des Bw Düren
  • Jülich, die alte Eisenbahnerstadt (unser "Bestseller")
Noch etwas aus der Vereinsstatistik: Im April 1977 hatte der EAK Jülich e.V. 36 Mitglieder, wovon 6 in der Jugendgruppe angesiedelt waren.

Im Herbst 1977 waren wir beim Dampflokabschiedsfest in Rheine zu Gast.

Vor Weihnachten des gleichen Jahres interessierte sich auch die Jülicher Presse für unsere Modellbahn und die Aktivitäten des EAKJ. Ein groß aufgemachter Bericht darüber fand großes Interesse bei den Lesern. "Durch zahlreiche Aktivitäten im In- und Ausland bekannt", dieser Überschrift muss der Chronist nichts hinzufügen.

Im folgenden Jahr gab es wieder viele Aktivitäten bei der DB, zu denen der EAKJ eingeladen wurde. Es wurde eine Menge an eisenbahnbezogenem Material "an den Mann" gebracht. Der richtige Durchbruch erfolgte aber im Herbst 1978, als das 75jährige Streckenjubiläum der Strecke Düren - Heimbach (Eifel) gefeiert wurde. Durch die Aktivitäten des Vorsitzenden, Hans-Dieter Walter, konnte erreicht werden, dass von den auf der Strecke pendelnden IC-Garnituren eine bis Jülich durchgeführt wurde. Aber für den EAKJ war das beste Resultat aus dieser Veranstaltung, dass die dort ausgestellte Dampflok 50 1724 einen Monat später in das Eigentum des Klubs überging. Am 25. November überführte ein Sonderzug mit viel "Prominenz an Bord" die Lok nach Jülich. (vgl. auch Jahrbuch des Kreises Düren 1979: Eine neue Heimat für eine alte Dampflokomotive).

Ankunft der Dampflok 50 1724 am 25.11.78 im Bahnhof Jülich
Eisenbahner in moderner und historischer Uniform begleiteten den Sonderzug

Im darauffolgenden Jahr wurde u.a. eine Fahrt zum Eisenbahnmuseum Bochum Dahlhausen durchgeführt, um dort vor Ort einmal bei einem großen Verein die Atmosphäre eines Museumsbetriebes zu erkunden.

Ein ebenfalls herausragendes Ereignis war Mitte September 1979 die Einweihung des Gleisanschlusses zur damaligen KFA.
Unsere "50 1724", die dem kurzen Sonderzug vom Bahnhof Jülich bis in den Anschluss vorgespannt war, fuhr bei uns erstmals - aber auch einmalig - "unter Dampf".

Fotos: Dieter Schwarz

Ein Höhepunkt für die im EAKJ "beheimateten" Anhänger von Eisenbahnfahrzeuge war natürlich der Erwerb des Schienenbusses 795 627-9 mit dem Beiwagen 995 497-5.

Wenn wir bisher auf vielen DB-Veranstaltungen mit den Eisenbahnerphilatelisten aus Köln einen gemeinsamen Verkaufsstand betreuten, änderte sich das mit dem Erwerb der Fahrzeuge schlagartig. Der Beiwagen wurde mittels eingebauter Ladentheke zum Verkaufswagen für unsere Angebote umfunktioniert.

Erstmals rollte am 02. Mai 1980 von Jülich ein Sonderzug mit unserer Lok und der Schienenbusgarnitur nach Viersen, wo die 130jährige Eisenbahn in Viersen gefeiert wurde. Dort machten wir dann auch die etwas nähere Bekanntschaft mit dem Präsidenten der Bundesbahndirektion Köln, Dr. jur. Hanns Beck, was für uns später noch oft sehr nützlich war. Von nun an ging es "Schlag auf Schlag" mit den Bahnhofsfesten, zu denen wir mit unseren Fahrzeugen eingeladen wurden. Selbst in den benachbarten Bezirk Essen und Frankfurt/Main brachten uns unsere Fahrzeuge.

Ab Herbst 1980 wurden die Schienenbusse im Ausbesserungswerk Kassel einer Hauptuntersuchung unterzogen, damit der EAKJ mit diesen Fahrzeugen auch eigenständige Fahrten durchführen konnte.

Am 17. Mai 1981 war es dann endlich soweit: Aus Anlass unseres 5jährigen Bestehens boten wir unseren Mitgliedern mit Angehörigen eine Sonderfahrt nach Heimbach (Eifel) an.

Welchen Kampf das bei der DB kostete, um mit einem privaten Fahrzeug diese Fahrt durchzuführen und wie diese letztendlich abzurechnen sei, soll hier nur noch einmal kurz in Erinnerung gerufen werden. Da zu diesem Zeitpunkt auch noch kein "Berufseisenbahner" des EAKJ die Befähigung zum Zugführer besaß, übernahm diesen Part freundlicherweise der DB-Oberzugführer Hans Delonge.

Auch die Stellwerke in Jülich und Huchem-Stammeln mussten bei unseren Zugfahrten außerhalb der DB-Dienstzeiten mit aktiven Eisenbahnern besetzt werden. Hier unterstützten uns Franz Blesen, Hans-Dieter Fischer, Emil Matzerath und Dieter Schumacher.

Einen Tag später, lud der Vorstand aus Anlass unseres Jubiläums die interessierten Klubmitglieder zu einem Umtrunk in die nun auch renovierten Klubräume ein.


Erste Fahrten auf der Jülicher Kreisbahn (JKB) am 22. 08.1981


Im Vorstand beschäftigten wir uns oft damit, auf der Strecke der ehemaligen Jülicher Kreisbahn (JKB) einen Museumsbahnbetrieb aufzuziehen. Eingebunden werden sollten die an der Strecke ortsansässigen Geschichts- und Heimatvereine, die aber wohl "zusätzliche Arbeit" auf sich zukommen sahen und deshalb von unserer Idee nicht sehr angetan waren.

So luden wir Prominenz aus Politik, von der Bahn und befreundeten Vereinen sowie die Presse unter der Schirmherrschaft des damaligen Bürgermeisters Karl Knipprath zu Eröffnung des Museumsbahnbetriebs auf der JKB für den 22. August 1981 zum Kreisbahn-Bahnhof an der Adolf-Fischer-Straße ein. Die Premiere war gelungen und in den Folgemonaten befuhren wir einmal monatlich die Strecke. Dies sprach sich unter den Eisenbahnfreunden in ganz Westdeutschland herum und so konnten wir bald Fahrgäste aus dem ganzen Bundesgebiet begrüßen.

Die nachfolgenden Fotos sollen von diesem für den EAKJ so wichtigem Ereignis zeugen, denn das Befahren der Strecke Jülich-Nord nach Ederen und bei Sonderfahrten auch bis zum Bahnhof Puffendorf, war doch fast 20 Jahre eine Fahrt auf einer Stammstrecke für den EAKJ.

Im Dezember des Jahres starteten wir erstmals mit Nikolausfahrten, die im Lauf der Jahre zum Renner wurden. Unsere reichhaltige Nikolaustüte und die individuellen Auftritte unserer Nikoläuse Karl Gierbrach, Martin Fitting, Hans Heinen, Theo Granderath und Michael Lowis trugen mit dazu bei, dass von Jahr zu Jahr mehr Fahrten geplant werden mussten. Unsere Bekannt- und Beliebtheit führten dazu, dass die ersten Anfragen für Karten schon ab August des jeweiligen Jahres eingingen.

Das Befüllen der Nikolaustüten geschah in den ersten Jahren bei mir (M.Sassenscheidt) im heimatlichen Keller. Mit den steigenden Fahrgastzahlen war dies nicht mehr möglich und so entwickelte sich mit großer Unterstützung unserer Senioren in den Klubräumen ein fast nicht zu "schlagendes Packerteam".

Aber wir wollen hier auch die aktiven DB-Lokführer nicht vergessen, die immer wieder versuchten, uns ehrenamtlich bei unseren Fahrten als Triebfahrzeugführer zu unterstützen. Im einzelnen waren dies im Laufe der Jahre: Laurenz Stubbertz, Manfred Keutmann, Wolfgang Schöpke, Leo Schönebeck, Norbert Wagels, Jürgen Holzhauer, Leo Kieven, Hans Günnel, Günther Nießen, Norbert Nießen und Martin Lappke.

Unsere Fahrgäste mussten auch betreut werden, und zur Betreuung der Fahrgäste bei Fahrten und bei Cafeterien standen uns stets viele Damen uneigennützig und hilfreich zur Seite, dies waren hauptsächlich: Maria Becker, Griseldis Berberich, Renate Brand, Käthchen Hardt, Eleonore Kühn, Martina Procik, Uschi Ruhrig, Mechthilde Schöpke, Trudi Schulz, Helga Urbanski, Trude Waitze, Käthe Weiß und meine Ehefrau Gisela. Unterstützt wurden die Damen von zahlreichen jugendlichen und männlichen Klubmitgliedern.

Nikolausfahrten führte der EAKJ erstmals - wie erwähnt - am 13. Dezember 1981 (2 Fahrten) und in 1997 letztmalig mit 12 Fahrten durch. Spitzenreiter war das Jahr 1995 mit 19 Fahrten.